Von Köpenick bis Altglienicke und Bohnsdorf

Portraits, Tipps & Routen

LANDSCHAFTSSCHUTZGEBIET ERPETAL Nr. 9

Das Erpetal ist mit seiner Wiesen- und Auenlandschaft eines der wenigen erhaltenen eiszeitlichen Fließtäler Berlins. Es liegt in einem 31 km langen Rinnensystem, das sich vom Barnim in das Berliner Urstromtal zieht. Kurz vor der Bellevuestraße teilt sich die Erpe 8 und fließt mit zwei Gewässerarmen in die Spree. Das Landschaftsschutzgebiet Erpetal zieht sich über 45 Hektar in unterschiedlicher Breite von der Landesgrenze bis zu den Hirschgartenwiesen am Grünfließer Gang. Der Brandenburger Name Neuenhagener Mühlenfließ soll auf die einstige Nutzung durch sechs Mühlen verweisen. Schnell sollte die Erpe für die Mühlräder fließen, daher wurde sie stets begradigt und in ein Korsett gesteckt, die Altarme verlandeten.

Durch die prozesshafte Renaturierung im Rahmen der Europäischen Wasserrahmenrichtlinie soll das Fließgewässer wieder mehr aufatmen können und die Talaue ihre Schönheit und Lebensraumvielfalt entfalten. Diese Vielfalt zeigt sich im Niedermoorbereich mit offenen Wiesenlandschaften wie artenreichen Feuchtwiesen, Altarmen mit Röhricht, Auwaldrelikten mit Weiden, Erlen und Eschen und auf exponierten Lagen Trockenrasen.
Ein Relikt der kulturellen Nutzung sind die Kopfweiden - heute wird der »Kopf« nur noch aus Naturschutzgründen »geschneitelt«. Jahrhundertelang erfolgte die Offenhaltung der Wiesen durch Beweidung. Seit einigen Jahren werden die spezifischen Tier- und Pflanzenarten wieder durch »tierische Landschaftspfleger « erhalten und gefördert.

Tipp: Empfehlenswert ist eine Wanderung von Hirschgarten nach Hoppegarten. Der Erpetal-Wanderweg verläuft auf rund 11 km als Teilstück des europäischen Wanderweges E11. In Brandenburg fließt die Erpe durch ein rund 80 Hektar großes Naturschutzgebiet. Wer es kürzer mag: Durch das Berliner Landschaftsschutzgebiet ermöglichen Brücken auch einen attraktiven Rundweg.

Landschaftlich abwechslungsreich ist auch eine Tour in Fließrichtung der Erpe. Beginnend an den Erpetalwiesen (oberhalb der Bahntrasse), entlang der Hirschgartenwiesen (unterhalb der Bahntrasse) und dann der Alten Erpe folgend. Diese verläuft weiter westlich entlang des Bellevueparks 11 als »Bellevuegraben« und mündet nach rund 1400 Metern in die Alte Spree. Über einen Abstecher über den Fürstenwalder Damm/Bellevuestraß, gelangt man dem Flusslauf folgend an den Grünzug entlang des Bellevueparks 11. Dem Grünzug Am Mühlenfließ folgend, die Friedrichshagener Straße querend, geht es bis zur Mündung in die Alte Spree oberhalb der Baumgarteninsel 13

 
BELLEVUEPARK Nr. 11

Wenn Bäume plaudern könnten, dann würde uns das Naturdenkmal Bellevue-Eiche die abwechslungsreiche Geschichte der Anlage erzählen, begleitet von den Klängen des Harmonikaspielers, der Bronzestatue daneben. Datiert wird die Eiche auf 1752. Damit stellt sie ein Relikt der alten kulturellen Nutzung der Hänge als Eichenquast dar, einer waldartigen Kulturform von Bäumen, die durch Stockausschlag niedrig gehalten wurden.
Angrenzend erstreckte sich auf der Binnendüne ein Weinberg. 1766 ging dieser in den Besitz des Hofpredigers de Saint Aubin über, der auf der Anhöhe das Landhaus Bellevue errichtete und das Gelände parkartig gestaltete. Dabei wurden Landschaftselemente und Baumbestand teilweise integriert. Sie zeichnen sich bis heute in der Parkanlage ab. In den 1950er Jahren wurden die Kriegsschäden beseitigt und die Anlage saniert.
Reste des Bellevue wurden abgetragen, heute befindet sich auf dem Areal ein Spielplatz. Einzig das Gärtnerhaus existiert als Denkmal. Wechselnde Besitzer und illustre Gäste wie Theodor Fontane zeugen von der Geschichte des Bellevue – unsere Stieleiche hätte viel zu berichten. Nun darf sie aus Gründen der Verkehrssicherheit eingezäunt friedlich ruhen und stellt noch als Totholz einen bedeutenden Lebensraum dar. Darüber hinaus hat der Park einen wunderbaren Altbaumbestand.

Tipp: Auch ohne Hilfsmittel lässt sich errechnen, wie alt ein Baum ungefähr ist. Dabei wird der Stammumfang in Brusthöhe gemessen, indem der Baum je nach Umfang von einer oder mehreren Personen umarmt wird, bis sich die Hände berühren. Dann stellen sich die Personen mit ausgestreckten Armen in einer Reihe auf und visualisieren den gemessenen Umfang. Die ausgestreckten Arme eines Menschen entsprechen seiner eigenen Körpergröße. Die Körpergrößen werden addiert. Faustregel: Durchschnittlich legt eine Eiche in ihrer Lebenszeit jährlich 1,5 cm Umfang zu, wobei sie im Alter langsamer wachsen. Eichen werden 800 bis 1000 Jahre alt. Der Indikator für die Berechnung beträgt bei Eichen 0,8. Die addierte Körpergröße = der Umfang des Baumes wird mit dem Indikator multipliziert. Das Wachstum variiert je nach Standortbedingungen.

GRÜNZUG FALKENBERG Nr. 43 UND GARTENSTADT FALKENBERG Nr. 42

Der Höhenzug zeigt in der Landschaft eindrucksvoll den Übergang zur Teltower Hochfläche auf. Von seiner höchsten Erhebung mit 59,6 m über NN kann man wunderbar den Blick über das Berliner Urstromtal im Südosten schweifen lassen, heute mit der markanten Silhouette des Bezirks. Ende des 19. Jahrhunderts erwarb der Königliche Gartenbaudirektor Max Buntzel das Land, weil die preußische Regierung den Obstanbau förderte.
Schnell taufte der Volksmund die Erhebung »Buntzelberg«. Von seiner feudalen Villa im Stil der Renaissance sind nur noch Relikte erhalten, sie wurden in das heutige Krankenhaus Hedwigshöhe integriert. Die anliegende Streuobstwiese ist eine Reminiszenz an die Zeit, als die Hänge von Baumschulen gesäumt waren. Der Grünzug auf dem Falkenberg ist naturnah und strukturreich gestaltet – heute ein Paradies für Flora und Fauna und für Erholungssuchende.
Er verbindet die Buntzelstraße mit umliegenden Wohngebieten wie der westlich gelegenen Gartenstadt Falkenberg.

Anfang des 20. Jahrhunderts kam die Gartenstadt- Idee als Lösung für die beengten Wohnverhältnisse der Arbeiterschaft auf.
Die Gartenstadt Falkenberg wurde in den 1910er Jahren nach Entwürfen von Bruno Taut angelegt. Das Denkmalensemble und UNESCO-Weltkulturerbe zeichnet neben der abwechslungsreichen Gestaltung der Straßen, Plätze und Hausgärten auch der intensive farbige Anstrich der Häuser aus, weshalb sich der Name »Tuschkastensiedlung« etablierte. Heute sind die gärtnerischen Anlagen mit ihrem alten Baumbestand und dem Spalierobst eine Augenweide und fügen sich harmonisch in die Landschaft.

Tipp: Der Höhenzug lädt zu einem ausgiebigen Rundgang ein. Startpunkt ist Richterstraße Ecke Buntzelstraße. Dort stehen das ehemalige Vorwerk Falkenberg (Richterstrasse 6) und das Gartendenkmal 44 in der Hausnummer 4. An der Kreuzung Buntzelstraße führt der Weg links bis zu dem Gartendenkmal 44 in der Hausnummer 11/13. Man überquert die Straße, um schräg gegenüber in die Grünanlage Falkenberg zu gelangen. Der Grünzug führt über die Hangkante geradeaus bis zur Wohnanlage Neue Gartenstadt, nördlich davon führt ein Weg zur Gartenstadt Falkenberg (Gartenstadtweg). Hier lässt sich das Denkmalensemble anhand von Informationstafeln erkunden. Über die Straße Am Falkenberg führt der Weg in östliche Richtung wieder zum Ausgangspunkt.

Ergänzung Rundgang: An der Straße Am Falkenberg/Gartenstadtweg lässt sich in westliche Richtung der Höhenzug weiter erkunden. Der Weg führt die Straße Am Falkenberg bis zur Schirnerstraße entlang. Links einbiegen; mit Blick auf den imposanten Wasserturm Altglienicke 34. Rechts in die Preußenstraße einbiegen, linksseitig liegt das Denkmalensemble Kleinhaussiedlung Altglienicke „Preußensiedlung“. Bis zur Drossestraße und die Hangkante wieder hinab gehen. Die Straße am Falkenberg querend in die Straße Am Pumpwerk 34 einbiegen. Entlang des Plumpengrabens 33 führt der Weg in östliche Richtung zurück.

LANDSCHAFTSPARK RUDOW-ALTGLIENICKE Nr. 37

Herzstück des Landschaftsparks ist der renaturierte Massantepfuhl mit umliegenden Senken und Feuchtwiesen. Die Wiederherstellung zeichnet die ursprüngliche Landschaft der Teltow-Hochfläche nach. Das Areal stellt auf 64 Hektar einen Ausgleich für Eingriffe in Natur und Landschaft durch einen Bauabschnitt der BAB 113 dar. Neben natürlichen Relikten wurden auch anthropogen geformte Landschaftselemente wie der Kiesteich und Zeugnisse der deutschen Teilung wie Abschnitte der Hinterlandmauer und Landwirtschaftsflächen in die Gestaltung integriert. Durch die Verzahnung des Parks mit umliegenden Grünflächen sind attraktive Wegeverbindungen für Erholungssuchende und wichtige Biotopverbindungen entstanden. Mit der Anlage von Streuobstwiesen und Beweidung als Landschaftspflege wurden bedeutende Elemente der einstigen Kulturlandschaft wieder aufgenommen. Trittsiegel, Suhlen und Dung der Wasserbüffel schaffen neue Kleinstbiotope und fördern damit erfolgreich den Artenreichtum. Die Stadtnaturvielfalt zeichnet sich durch einen großzügigen Wechsel von Gehölzen, Wiesengesellschaften und Feuchtbiotopen aus. Heute ist erlebbar, wie durch den Landschaftspark die Ortsteile Altglienicke und Rudow wieder zusammengewachsen sind.

Tipp: Der Landschaftspark ist auch im Herbst ein Erlebnis. Mit etwas Glück lässt sich zum Vogelzug ein rastender Kranich im Schilf entdecken. Kraniche und Graugänse ziehen in Keilformationen. An ihren Merkmalen kann man sie unterscheiden:

Graugans
Spannweite: 147-180 cm
Ruf: Quäken
»Nag-Nag«

Kranich
Spannweite: 180-222 cm
Ruf: Trompeten
»Krru-Krarr«

Streuobstwiesen im BUSINESS PARK BERLIN Nr. 40

Im Süden Bohnsdorfs wurden mehrere Ausgleichsflächen für den Gewerbestandort am BER geschaffen. Neben eingezäunten Arealen mit Trockenrasen und Eichenmischwäldern gibt es einen rund sieben Hektar großen öffentlichen Grünzug mit strukturreichen Streuobstwiesen. Dieser Wiesentyp ist eine traditionelle Art des Obstanbaus und ein enorm artenreicher Lebensraum zugleich. Einst eine häufige landschaftsprägende Kulturform in Ortsrandlagen wurde er im letzten Jahrhundert sukzessive verdrängt, um seit einigen Jahren ein Comeback zu feiern. In Stadtrandlagen geben Streuobstwiesen einen harmonischen Übergang zur offenen Brandenburger Landschaft.
Durch Beweidung oder extensive Mahd kann sich die Krautschicht artenreich entfalten - ein Eldorado für Insekten und Gliederfüßer, Amphibien und Reptilien. Die Obstgehölze bieten neben dem Nahrungsangebot auch einen idealen Lebensraum für Vögel und Säugetiere. Ab einem Alter von 25 Jahren entfaltet sich der ökologisch hochwertige Effekt von Streuobstbeständen. Aber auch vorher schon kann sich der Erholungssuchende an den Blühwiesen in der halboffenen Landschaft erfreuen.

Tipp: Bevor man das zitronengelbe Federkleid der Goldammer sichtet, erklingt ihr charakteristischer Gesang mit einem »Ti-ti-ti-ti-ti-ti-üüüüüüh“«. Im Volksmund wird dieser häufig mit »Wie-wie-wie-hab ich-Dich-liiiiieeeeb« umschrieben. Trivialnamen wie Gelbling verweisen auf das leuchtende Zitronengelb der Männchen - daher der lateinische Name Emberiza citrinella. In halboffenen Landschaften ertönt ihr Gesang während des Sommerhalbjahres von einer erhöhten Warte aus. Besonders hübsch ist die Kombination mit dem Balzruf des Fasans, auf den stets ein Flügelschlag folgt

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